Nicht ohne die anderen

Manchmal ist es nicht ganz klar, was Worte meinen. Poesie etwa ist für die einen ein Synonym für lyrische Innerlichkeit. Das Festival Out Of The Box versteht darunter aber die Poetik als solche, einen gesamtkünstlerischen Zugriff auf gestaltende Elemente beispielsweise der Musik, mit denen der Mensch in Kontakt mit der Welt der Kultur und des Verstehens tritt. Wird das Ganze noch durch die Idee des Digitalen ergänzt, dann geht es im Speziellen um die Schnittstellen zwischen Mensch und Maschine, zwischen Intuition und Kontrolle, Kreativität und Beherrschbarkeit. Um sinnliche Erfahrbarkeit und Erweiterbarkeit des sensorischen menschlichen Apparats. Und um einen Gegensatz, der so klar, wie vermutet, gar nicht zu bestehen scheint. Denn egal, wen Martina Taubenberger als Moderatorin des Podiums »Kultur digital – digitale Kultur?« ansprach, alle Beteiligten betonten, dass nur die Wechselwirkung der Kräfte am Ende dazu führt, dass sich in beiden Feldern etwas bewegt.

Für den Pianisten Ralf Schmid war es beispielsweise die Erfahrung der nötigen Selbstbeschränkung, die ihn im Umgang mit Sensortechnik und Klavier beeinflusste. Die Künstlerin Susanne Schmitt legte ein Augenmerk auf die Bedeutung einer sensuellen Einbettung des Menschen in den umfassenden Zusammenhang der kulturellen Existenz, Philipp Scholl von der Fakultät für Rechnerarchitektur der Universität Freiburg und Andreas Muxel von der Design-Fakultät der Hochschule Augsburg wiederum betonten, dass gerade die Impulse aus der Kunst dazu führten, dass sie sich Anwendbarkeiten der Sensortechnik über enge industrielle Bereiche hinaus vorstellen konnten. Ein kleines Beispiel solcher inspirierender Verknüpfungen bot dann im Anschluss an die Worte die von Lichtstrahlen in Bewegungsfeldern illuminierte Tanzperformance Distorted Vanity, mit der das Video-Mapping-Duo mayr+empl zusammen mit Yves Peitzner und Rick Rummler die whiteBOX berauschte. Digitale Poesie kann sehr vieles sein.

Text und Bild: Ralf Dombrowski

Link: http://www.outofthebox.art/