Eine Frage der Haltung

Jahrzehntelang war Konsens: Wer ein guter Jazzer werden wollte, sollte zunächst das Werk der Helden studieren. Das hatte seinen Sinn, führte aber auch dazu, dass Kohorten von Epigonen ausgebildet wurden, die eben klangen wie die Alten. Dann kamen die Nullerjahre mit zahlreichen Tendenzen der Relativierung und auch der Einsicht, dass junge Musiker längst nicht mehr mit Bebop sozialisiert wurden sondern mit Metal, Grunge oder auch Techno. Zeitverzögert sorgte diese Entwicklung dafür, dass einerseits an sich archaische Ensembleformen wie die Big Band wieder an Beliebtheit gewannen, sie aber andererseits mit neuen Inhalten gefüllt wurden. Gerade München preschte nach vorne mit Ensembles wie dem BamesreiterSchwartzOrchestra, den verschiedenen Projekten um die Bandleaderin Monika Roscher, dem Klassik-Crossover des Verworner-Krause-Kammerorchesters oder der Jazzrausch Bigband um den Posaunisten Roman Sladek.

Solche junge Großformationen haben mehrere Effekte. Zunächst arbeiten sie am Neuverständnis eines vorhandenen Sounds, vor allem aber sind sie Kollektive, aus denen sich viele weitere kleinere Bands entwickeln können. Eine davon ist Slatec, ein Septett, das die Idee der Techno-Dramaturgie mit Improvisation und einer pfiffigen Kombination von Natursounds und Klangeffekten verknüpft. Sie ist Teil drei der Dance Night im Technikum, die im Rahmen des Out Of The Box Festivals markante Projekte der heimischen Musikwelt in die Halle holt. Nummer zwei ist die Organ Explosion um den Hammond-Spezialisten Hansi Enzensperger, die sich mit viel Groove und Chuzpe dem Soul à la Sechziger, aber auch zeitnaheren Impulsen widmet. Ark Noir schließlich greifen in die Fusion-Kiste und bringen den Esprit des Jazzrocks mit Indie Sound und Electronics zusammen. Dreimal Musik, die sich nicht um Konventionen schert. Und die tanzbar aus dem Rahmen fällt.

Text und Foto (Roman Sladek im Chill-Modus): Ralf Dombrowski

Festival: Out Of The Box

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