Dance, Dance, Jazz

Ein bisschen kurz vielleicht. Denn die Logik einer Dance Night speist sich auch aus der Idee, dass sich Musik über einen Abend hinweg entwickelt, aufbaut, um sich dann möglichst lang am Gipfelpunkt der Energie zu halten. Insofern ging es richtig los, als das Techno Jazz Sextett Slatec sich nach einer Dreiviertelstunde so gegen Mitternacht warm gespielt hatte, straight im Groove, mit zwei um Gesang und Posaune ergänzten Schlagzeugern, Perkussion und Bass klar am Zentrum der Körperlichkeit orientiert. Aber der Zeitplan reichte nur bis zu diesem Punkt, durchaus mit Hintersinn, denn das Out Of The Box Festival ist keine Blaupause des Clublebens, sondern ein Wegweiser der Impulse. Hier geht es lang, da kann man reinschauen, dort sich inspirieren lassen! Macht selbst weiter, die Tür ist geöffnet!

Auf diese Weise passte der ganze Abend gut zusammen. Denn vor Slatec teilten zwei weitere Bands das gleiche Konzept der Konzentration auf die Kraft des Moments. Organ Explosion beispielsweise kümmerten sich um die Reanimation eines Bandkonzepts aus den Sechzigern und sie hatten hörbar Spaß daran. Zum einen war es ein Nostalgieprogramm, das bis hin zum Shadows-Ohrwurm „Apache“ reichte, der mit eine Prise rhythmischen Humors aufgefrischt wurde. Auf der anderen Seite hatte es aber die Zeitlosigkeit des Lässigen, die mit viel popswingendem Nachdruck präsentiert wurde. Ark Noir als Opener ließen sich wiederum von der Mischung aus fusionjazziger Direktheit und klangeffektvoller Dramaturgie treiben. Ähnlich wie bei Slatec legten sie vor allem Fährten, die weiter in den Dschungel der Intensität führten. Man muss wiederkommen, bei nächster Gelegenheit. Die Anfänge sind gemacht.

Text und Foto (Ark Noir im Einsatz): Ralf Dombrowski

Festival: Out Of The Box

Eine Frage der Haltung

Jahrzehntelang war Konsens: Wer ein guter Jazzer werden wollte, sollte zunächst das Werk der Helden studieren. Das hatte seinen Sinn, führte aber auch dazu, dass Kohorten von Epigonen ausgebildet wurden, die eben klangen wie die Alten. Dann kamen die Nullerjahre mit zahlreichen Tendenzen der Relativierung und auch der Einsicht, dass junge Musiker längst nicht mehr mit Bebop sozialisiert wurden sondern mit Metal, Grunge oder auch Techno. Zeitverzögert sorgte diese Entwicklung dafür, dass einerseits an sich archaische Ensembleformen wie die Big Band wieder an Beliebtheit gewannen, sie aber andererseits mit neuen Inhalten gefüllt wurden. Gerade München preschte nach vorne mit Ensembles wie dem BamesreiterSchwartzOrchestra, den verschiedenen Projekten um die Bandleaderin Monika Roscher, dem Klassik-Crossover des Verworner-Krause-Kammerorchesters oder der Jazzrausch Bigband um den Posaunisten Roman Sladek.

Solche junge Großformationen haben mehrere Effekte. Zunächst arbeiten sie am Neuverständnis eines vorhandenen Sounds, vor allem aber sind sie Kollektive, aus denen sich viele weitere kleinere Bands entwickeln können. Eine davon ist Slatec, ein Septett, das die Idee der Techno-Dramaturgie mit Improvisation und einer pfiffigen Kombination von Natursounds und Klangeffekten verknüpft. Sie ist Teil drei der Dance Night im Technikum, die im Rahmen des Out Of The Box Festivals markante Projekte der heimischen Musikwelt in die Halle holt. Nummer zwei ist die Organ Explosion um den Hammond-Spezialisten Hansi Enzensperger, die sich mit viel Groove und Chuzpe dem Soul à la Sechziger, aber auch zeitnaheren Impulsen widmet. Ark Noir schließlich greifen in die Fusion-Kiste und bringen den Esprit des Jazzrocks mit Indie Sound und Electronics zusammen. Dreimal Musik, die sich nicht um Konventionen schert. Und die tanzbar aus dem Rahmen fällt.

Text und Foto (Roman Sladek im Chill-Modus): Ralf Dombrowski

Festival: Out Of The Box

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